Lernen endet nicht mit dem Besuch der Schule oder dem Eintritt in das Berufsleben. Im Grunde beginnt im Erwachsenenalter der vermutlich intensivste Lernprozess. Neben den vielen Kleinigkeiten, die sich nebenbei in unser Wissen schleichen, entscheiden sich viele Menschen über eine bewusste Wissenserweiterung.
Der Bildungsbereich der Erwachsenen- und Weiterbildung stellt das größte Segment im Bildungssektor. Es erstreckt sich auf einen Zeitraum, der nach dem Abschluss des ersten Bildungswegs beginnt und keine Altersgrenze hat. Die Angebote sind vielfältig. Basiswissen kann erweitert werden, Schulabschlüsse nachgeholt und Wissen vertieft werden. Charakteristisch für die Erwachsenenbildung ist die Form des Unterrichts, die als selbstbestimmtes Lernen in der Gemeinschaft beschrieben werden kann.
Allgemeine Erwachsenenbildung
Die allgemeine Erwachsenenbildung wird häufig als zweiter Bildungsweg bezeichnet. Zum Angebot gehören neben der Grundbildung auch Studiengänge an Abendgymnasien. Die Inhalte der Erwachsenenbildung sind ebenso breit gefächert wie das Angebot. Kultur, Politik oder wirtschaftliche Aspekte zählen ebenso zu den Themen wie wissenschaftliche oder technische Unterrichtsinhalte. Von großer Bedeutung in der Erwachsenenbildung ist der Erwerb von speziellen Fähigkeiten. Dazu zählen Sprachkurse, die sowohl zum Erlernen einer zusätzlichen Fremdsprache, der Alphabetisierung oder zur Erweiterung der kommunikativen Fähigkeiten besucht werden.
Einen großen Bereich nehmen Sprachkurse ein, die Flüchtende dabei unterstützen, die Grundzüge der deutschen Sprache einschließlich der Grammatik zu lernen. Angebote der Erwachsenenbildung sind immer ein Kompetenzerwerb, der unabhängig von Vorkenntnissen erfolgen kann. Ein Kurs aus dem Bereich Kunst oder Kunsthandwerk ist eine individuelle Ergänzung der eigenen Identität und kann einer beruflichen oder privaten Intention folgen.
Weiterbildungsangebote
Erwachsenenbildung und Weiterbildung wird häufig gleichbedeutend verwendet. Es gibt allerdings geringfügige Unterschiede. Beide Angebote richten sich an Erwachsene. Während Angebote der allgemeinen Erwachsenenbildung unabhängig von Vorkenntnissen war genommen werden können, haben Weiterbildungsangebote einen Bezug zu Vorkenntnissen oder der Kompetenzerwerb ist zielgerichtet.
Weiterbildungen erweitern vorhandene Kompetenzen und stärken die bestehenden Qualifikationen. Ein Beispiel ist der Umgang mit digitalen Anwendungen, mit denen Beschäftigte auf dem aktuellen Stand der Technik bleiben. Oder eine zusätzliche Ausbildung im Bereich der Logistik. Ein Gabelstaplerschein erhöht die Chancen für den Berufseinstieg und den Wechsel eines Aufgabenbereichs.
Unterrichtskonzepte in der Erwachsenenbildung
Die Vermittlung der Lerninhalte ist abhängig vom Unterrichtsort. Kursangebote in einer Volkshochschule oder einer Familienbildungsstätte werden von einem Seminarleitenden durchgeführt. Referenten oder Dozenten sind in der Regel freiberuflich tätig und organisieren Kurse in ihrem Fachbereich. Abendgymnasien oder Fernhochschulen bieten Bildungsangebote in Form von Onlinekursen oder Webinaren an.
Die Kursteilnehmenden können am heimischen PC das Angebot verfolgen. Unabhängig vom Unterrichtsort wird das selbstständige Lernen vorausgesetzt. Das Lesen von Fachliteratur, die Aufarbeitung der Unterlagen und das Durchführen von digitalen Lernmodulen wird von Erwachsenen erwartet. Bildungsangebot innerhalb eines Unternehmens oder in einer Gruppe bietet zusätzlich den sozialen und informativen Austausch unter den Lernenden.
Wie ist Erwachsenenbildung organisiert?
Das Bildungsangebot ist auf Zielgruppen ausgerichtet. Berufsbegleitende Angebote sind in einer Form organisiert, die berufstätigen Interessierten die Teilnahme ermöglicht. Kurse in den Abendstunden, am Wochenende oder im Internet ohne zeitliche Vorgabe sind charakteristisch für die Erwachsenenbildung. Weiterbildungsmaßnahmen für Menschen, Erwerbstätigkeit oder innerhalb eines Unternehmens werden nach terminlicher Absprache durchgeführt.
Wie finanziert sich die Erwachsenenbildung?
Die Kosten für Bildungsangebote verlagern sich auf unterschiedliche Träger. Ein Zeichenkurs am Wochenende muss vollständig von den Teilnehmenden bezahlt werden. Kurse, die einer politischen Intention folgen, werden von unterschiedlichen öffentlichen Trägern übernommen. Bei Integrationskursen werden die Kosten über Berechtigungsscheine und Zuzahlungen von den Teilnehmenden gedeckt.
Die Agentur für Arbeit unterstützt Weiterbildungsmaßnahmen, die die Chancen am Arbeitsmarkt erhöhen. Eine zusätzliche Qualifizierung oder der Wechsel in einen anderen Beruf wird je nach Angebot gefördert. Basiswissen für den Start in die Selbstständigkeit kann ebenfalls finanziell unterstützt werden. Ein Fernstudium auf dem zweiten Bildungsweg mit dem Wunsch, einen anderen Beruf zu ergreifen, muss in der Regel eigenständig finanziert und in der Durchführung selbstständig organisiert werden.
Für wen ist Erwachsenenbildung geeignet?
Die Bildungsangebote richten sich an alle Erwachsene unabhängig vom Bildungsstand und der Lebenssituation. Untersuchungen zeigen ein Bild, dass die Erwachsenen ohne Berufsabschluss oder mit einer beruflichen Ausbildung seltener unter den Teilnehmenden vertreten sieht als andere Bevölkerungsgruppen. Personen mit einem Meistertitel oder einer Hochschulausbildung nehmen die Angebote der Erwachsenenbildung stärker an und sind im Weiteren in anderen kulturellen Bereichen aktiv.
Wer schon in frühen Jahren negative Verbindungen zum Lernen knüpft, ergreift auch später seltener die Chance, die eigenen Kompetenzen zu erweitern. Der Wunsch, auch über die Schulzeit hinaus weiter zulernen, ist nicht selbstverständlich, könnte vielleicht geweckt werden, wenn die Aufmerksamkeit intensiver auf das breite Angebot gelenkt wird.
Welche Einrichtungen bieten Erwachsenenbildung an?
Zu den Einrichtungen der öffentlichen Träger zählen Volkshochschulen. Fernschulen, Abendgymnasien, Kollegs oder Fernhochschulen sind private Anbieter, die ein öffentliches Kursangebot offerieren. Weniger bekannt sind die Bildungsangebote von Gewerkschaften. Der Schwerpunkt liegt auf dem beruflichen Alltag und umfasst unter anderem Arbeitsrecht, Gesundheitsschutz sowie politische und wirtschaftliche Themen.
Für Mitglieder sind die Bildungsangebote kostenlos. Freie Träger, Kirchen und Verbände haben Bildungsangebote mit gesellschaftlichem Hintergrund oder Familienangebote im Programm. Die Industrie- und Handelskammern sowie die Handwerkskammern verfolgen ein berufsbezogenes Bildungskonzept, das sich speziell an die Anforderungen der zugehörigen Branchen richtet.
Karrierechancen erhöhen
Beschäftigte müssen heute für den Berufsmarkt attraktiv bleiben. Vor allem die Digitalisierung fordert eine kontinuierliche Wissenserweiterung. Wer sich für die Zukunft der Arbeitswelt gut aufstellen möchte, sollte an betrieblichen Bildungsangeboten teilnehmen und diese durch private Angebote ergänzen. Es ist nicht allein der technische Aufgabenbereich, der Wissen fordert.
Viele Menschen wünschen sich nach Jahren im Beruf eine Veränderung. Häufig steht der Wunsch nach einer sinnvollen Tätigkeit mit menschlicher Nähe im Vordergrund. Eine Umschulung in einen pflegenden oder begleitenden Aufgabenbereich ist von gesellschaftlicher Relevanz und kann viel zur persönlichen Lebensqualität beitragen. Mit einem passenden Bildungsangebot kann jeder in den gewünschten Beruf wechseln oder hält die Karrierechancen in den eigenen Händen.
Wie wird sich die Erwachsenenbildung verändern?
In den vergangenen Jahren hat ein Wandlungsprozess begonnen, der sich weiter fortsetzen wird. Technische Weiterentwicklungen wirken auf die moderne Form der Kommunikation aus. Virtuelle Seminare und der unkomplizierte Umgang mit Lernmaterialien und Dokumenten wird sich noch stärker auf die Lernkonzepte der Erwachsenenbildung auswirken. Der Vorteil ist die Unabhängigkeit von Ort und Zeit, die diese Form der Kompetenzvermittlung bietet. Auf soziale Kontakte und dem Austausch von Erfahren müssen Teilnehmende trotzdem nicht verzichten.